International Sex Workers’ Rights Day
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.
Sie sind mit Vernunft begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Artikel 1, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
1948 wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenreche als gemeinsames Ideal verkündet. Diese Menschenrechte sind in vielen Verfassungen aufgenommen worden. Dennoch sieht die Erfahrung und Lebensrealität von Sexarbeiter:innen, unabhängig woher sie kommen, wo sie arbeiten oder welche Pronomen sie benutzen, anders aus. Als ob es eine komplett andere Gruppe wäre, für die sich, viel zu viele die Frage stellen, wie sie gerettet werden kann und nicht wie die Stärkung und Durchsetzung von Rechten aussehen muss. Diese Rechte genießen im Übrigen die meisten von uns täglich und erachten sie als selbstverständlich.
2005 wurde in Brüssel, auf der Europäischen Konferenz zu Sexarbeit, Menschenrechten, Arbeit und Migration, Die Erklärung der Rechte von SexarbeiterInnen in Europa (The Declaration of the Rights of Sex Workers in Europe) – erarbeitet und verabschiedet. Beteiligt waren 120 Sexarbeiter:innen und 80 Verbündete aus 30 Ländern. Herausgeber: Das „International Comitee on the rights of Sex Workers in Europe“ (abgekürzt ICRSE). In der Erklärung werden nicht gesonderte Rechte für Sexarbeiter:innen gefordert. Aus Langeweile wurde die Erklärung also nicht erarbeitet, sondern aus der Erwägung und Realität heraus, dass (selbst) in Europa die oben genannten Menschenrechte Sexarbeiter:innen abgesprochen und doch nicht zu gelten schein(t)en.
Sexworker weltweit haben sich bisher und seitdem organisiert um für Menschenrechte zu kämpfen. Nicht für ihre Menschenrechte, sondern für die Menschenrechte.
Klar gestellt werden sollte, dass Sexworker der Nachbar oder die Frau, die beim Bäcker nebenan immer ihre Brötchen holt oder der Student und so viele andere Personen aus der eigenen Umgebung sein könnten.
Das mag ungewöhnlich erscheinen, soll aber nicht heißen, dass die Person, die bisher bekannt war, plötzlich eine andere ist.
Klar gestellt werden sollte, dass Sexworker nicht die abgeschotteten und skurrilen Wesen sind, die irgendwo im dunklen (auf Freier) warten.
Es gibt, da sind sich die meisten Menschen einig, in jeder Personengruppe Menschen mit verschiedenen Persönlichkeiten, Erfahrungen, Wünsche, Vorstellungen. So auch in diesem Fall.
Klar gestellt werden sollte, dass Menschen in der Sexarbeit ihre Rechte nicht genießen und in Anspruch nehmen können, solange Sexarbeit strafbar oder als Ordnungswidrig, egal ob im Ganzen oder in einzelnen Bereichen, bestraft wird.
Wer sich nicht legal gegen Missbrauch, egal welcher Art, unbezahlte oder unterbezahlte Arbeit usw. wehren kann, darf auch mit weiteren Konsequenzen, wie Wohnungslosigkeit, keine Gesundheitsversicherung u.ä. rechnen. Fair und gerecht sieht doch anders aus.
Klar gestellt werden sollte, dass Menschen mehr als Hass, Unverständnis und Bevormundung können. Das hat die aktuelle Weltlage und die Menschen – die von überall Hilfe anbieten, sich Sorgen für die Mitmenschen machen und Frieden statt Krieg wollen – gezeigt.
Wer Größe zeigen will, wird Respekt zeigen können.
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